Fokussierung auf Regionen und Sektoren mit Opportunitäten im unsicheren Umfeld
Europa: Mittelzuflüsse halten an, die Region bleibt im relativen Vergleich attraktiv
Die Renaissance der europäischen Aktien setzt sich fort: Anleger schichten weiterhin Gelder in die Region um, nach Jahren von Underperformance und massiven Kapitalabflüssen. Die Investitionspläne Deutschlands, die europäische Aufrüstung, die politische Unsicherheit in den USA sowie die Abwertung des US-Dollar haben diesen Trend eingeleitet und verstärkt. Trotz vieler Unsicherheiten und obwohl eine Korrektur nicht auszuschließen ist, bleibt die Region auch aufgrund der Bewertungsrelationen interessant. Eine Fokussierung auf vielversprechende Themen und Sektoren lohnt sich – allerdings ist mehr Selektivität gefragt nach der zuletzt starken Wertentwicklung.
Infrastruktur, Rüstung und Finanzwerte mit starker Entwicklung und weiterhin interessanten Aussichten
Europa steht vor einer historischen Aufrüstungswelle. Viele Länder haben ihre Verteidigungsetats deutlich erhöht – Deutschland etwa plant bis 2029 einen Anstieg auf bis zu 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Thema bleibt daher strukturell relevant trotz der massiven Kursrallye der vergangenen Monate. Parallel rückt das Thema Investitionen in kritische Infrastruktur (z. B. Energie, Digitalisierung, Transport) in den Fokus – insbesondere in Deutschland, wo die Maßnahmen aus dem Fiskalpaket nun konkret umgesetzt werden. Industrie- und Bauunternehmen dürften davon überproportional profitieren.
Über ein Jahrzehnt an Niedrigzinsen und quantitativer Lockerung durch die EZB haben die Profitabilität des Bankensektors schwer belastet. Mit der Zinswende ab 2021/22 konnten Banken ihre Erträge stabilisieren und strukturell erhöhen. Trotz der zuletzt positiven Performance sind europäische Banken attraktiv bewertet und überzeugen mit hohen Kapitalrenditen – ein Sektor, der lange vernachlässigt wurde und nun Rückenwind erhält.
USA – Konsumenten zuletzt mit eingetrübter Stimmung, aber zügige Erholung vorstellbar
Während das Verbrauchervertrauen in der Europäischen Union vergleichsweise stabil bleibt, beobachten wir eine deutliche Verunsicherung der US-Konsumenten. Der Rückgang des Conference Board Consumer Confidence Indikators erreichte einen Stand, der zuletzt während der Covid-Pandemie erhoben wurde. Die Abschwächung des Arbeitsmarktes von zuvor sehr robusten Niveaus sowie die politische Unsicherheit in den USA wirken hier belastend. Zudem partizipieren die Amerikaner deutlich stärker am Aktienmarkt, so dass sich Vermögenseffekte durch Kursschwankungen unmittelbarer auswirken.
Nach dem deutlichen Einbruch des US-Verbrauchervertrauens ist es möglich, dass sich die Stimmung im Zuge einer verbesserten Wahrnehmung der politischen Situation und der Erholung der US-Aktienmärkte zügig wieder verbessert. Auch die Hoffnung auf steuerliche Entlastungen wäre ein positiver Faktor. Sofern eine mögliche Stabilisierung zudem noch von Zinssenkungen flankiert würde, sehen wir Nachholpotential beim diskretionären Konsum, einschließlich des Häusermarktes.