Unternehmens- statt Staatsanleihen für risikoaverse Anleger?
Die steigende Staatsverschuldung der USA zählt zu den dominierenden Themen an den Märkten. Deutschland nimmt bereits dieses Jahr deutlich mehr Schulden auf als noch bis vor wenigen Wochen prognostiziert, und Großbritannien war 2022 mit seinen neuen Verschuldungsplänen ins Visier der Anleihemärkte geraten. Gleichzeitig wachsen die US-Mega-Caps weiter und auch, wenn es, wie im letzten Quartal an dieser Stelle geschrieben, gute Gründe gibt, weswegen Staatsanleihen nur schwer von ihrer Stellung als risikoloser Zins zu verdrängen sind – zu den Gründen zählen Liquidität, regulatorische Behandlung und weiche Faktoren, wie Gesetzgebungskraft – sind die Fragen nach Alternativen häufiger und lauter geworden.
Wenig überraschend gibt es, trotz der neuen Ausgabenpolitik Deutschlands, nur eine einstellige Zahl Euro-denominierter Unternehmensanleihen, die mit negativer Risikoprämie handeln – also mit einer niedrigeren Rendite als deutsche Staatsanleihen gleicher Laufzeit. Die Gründe dafür sind, bis auf den Ausnahmefall einer Siemens-Anleihe, Datenfehler und durch Übernahmen verursachte Kurseffekte bei einzelnen Anleihen.
In US-Dollar denominiert gibt es fast 20 Unternehmensanleihen mit negativer Risikoprämie gegenüber US-Staatsanleihen. Korrigiert man um Datenfehler, verbleiben nur die Anleihen von J.P. Morgan, Microsoft und Procter & Gamble mit einer Restlaufzeit unterhalb von drei Jahren. Diese Unternehmen werden in der Regel auch genannt, wenn es um "bessere" risikolose Anlagen geht, wobei sich insbesondere J.P. Morgan als Bank nur schwer von der Entwicklung der US-Staatsanleihen entkoppeln kann.
Überraschender: In Pfund Sterling denominiert gibt es nur zwei Anleihen, die eine negative Risikoprämie gegenüber britischen Staatsanleihen aufzeigen. Aber auch hier handelt es sich um Datenfehler. In Euro-denominiert gibt es keine spanischen Unternehmensanleihen mit negativer Risikoprämie gegenüber spanischen Staatsanleihen. Und es gibt nur eine italienische Unternehmensanleihe mit negativer Risikoprämie gegenüber italienischen Staatsanleihen.
Aber: Es gibt rund zehn Unternehmensanleihen französischer Emittenten die leicht unterhalb der französischen Staatsanleihenkurve rentieren. Anders als in den USA sind hier alle Laufzeiten, auch über zehn Jahre, vertreten. Emittenten sind unter anderem Airbus und Sanofi, aber auch Orange mit einem BBB+ Rating.
Man erkennt: Unternehmensanleihen mit negativen Risikoprämien bleiben die Ausnahme, ein Paradigmenwechsel an den Anleihemärkten lässt sich bisher nicht erkennen.
Die Rückkehr der Negativzinsen
Unternehmensanleihen, allen voran die BBBs, zeigten sich ähnlich wie Aktien, nur kurz vom "Liberation Day" geschockt und sind mittlerweile wieder ähnlich teuer wie Ende März.
Ein Comeback gab es an den Zinsmärkten, wo sich die hohe Nachfrage bei Schweizer Staatsanleihen spiegelt: Diese rentieren unterhalb von drei Jahren Laufzeit inzwischen negativ.